Führungstandems: Trend oder echte Zukunft?

Zugegeben: Das Führungsmodell, bei dem sich zwei Personen gemeinsam eine Führungsposition teilen, ist in Deutschland noch wenig verbreitet. Allerdings zeigt der Trend zunehmendes Interesse.
Eindrucksvolles Vorbild ist zum Beispiel BMW. Dort schloss der Betriebsrat 2020 eine Betriebsvereinbarung „Joint Leadership“, um mehr Führungstandems zu ermöglichen. Formuliertes Ziel dieser Vereinbarung ist es, bis 2025 konzernweit quer durch alle Bereiche 50 Chef-Tandems zu installieren. Dabei liegt der Fokus nicht auf reinen Frauen-Tandems, sondern ermöglicht auch den Einsatz gemischter Duos (erfahren & weniger erfahren, weiblich & männlich, divers).

Emotionale Intelligenz

Die Swiss Life Deutschland schreibt seit 2024 sogar alle Führungspositionen mit der Option auf Shared Leadership aus. Dort wird zum Beispiel seit 2020 die Personalabteilung erfolgreich von zwei weiblichen Führungskräften geleitet.
Neben weiteren großen Unternehmen wie Daimler, Bosch, Beiersdorf, Unilever, Deutsche Bahn und Vodafone setzen auch viele Start-ups und mittelständische Unternehmen auf das Konzept.

Der Nutzen der geteilten Führung für alle Beteiligten ist vielfältig:

✔ Zwei Menschen auf einer Stelle bieten deutlich mehr Know-how und Kompetenz als eine einzelne Person in sich vereinen kann.
✔ Führungspositionen werden wieder attraktiver – gerade in Zeiten, wo Fachkräftemangel herrscht oder Work-Life-Balance wichtiger wird.
✔ Neben der Führungsrolle können Tandempartner parallel andere Rollen wie z.B. als Unternehmer*innen, Selbständige, ehrenamtliche Tätige oder in der Elternarbeit übernehmen und dort zusätzliche Expertise gewinnen.
✔ Gemischte Duos (z.B generationsübergreifende, gemischtgeschlechtliche oder diverse Tandems) bringen das Beste aus ihren beiden Welten zusammen und bieten quasi organisches Mentoring.
✔ Eine Doppelspitze bietet größeren Schutz vor Machtmissbrauch, weil die Macht auf zwei Schultern verteilt ist.
✔ Tandempartner profitieren von einer besseren Work-Life-Balance und gegenseitiger Entlastung in schwierigen Situationen.
✔ Mitarbeitende erleben eine stärkere Führungspräsenz und Erreichbarkeit bei zwei (Teilzeit-) Führungskräften.
✔ Die Leistungsbeurteilung durch zwei Vorgesetzte relativiert den subjektiven „Nasenfaktor“ deutlich und wird damit objektiver.

Voraussetzung für all diese Vorteile sind:

❕ Rückendeckung durch das Top-Management und eine förderliche Unternehmenskultur
❕ Eine bewusst gestaltete Tandem-Partnerschaft, die von Vertrauen, Teamgeist und gegenseitigen Respekt geprägt ist.
❕ Einigkeit über die grundlegende Zielrichtung
❕ Ein gemeinsamer Wertekompass
❕ Eine stärkenorientierte und komplementäre Rollen- und Aufgabenteilung
❕ Effizienz in der Abstimmung und Kommunikation
❕ Richtige Passung der Tandempartner
❕ Unterschiede bei gemischten Duos, die sich ergänzen und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe
❕ Kontinuierliche Reflexion und Anpassungsfähigkeit

“Fazit”

Führungstandems sind (noch) kein Standard in deutschen Unternehmen, aber erste Erfolge in Vorreiterunternehmen und eine steigende Nachfrage deuten darauf hin, dass dieses Modell an Bedeutung gewinnt.
Mit den richtigen Rahmenbedingungen bietet Co-Leadership die Chance auf eine menschlichere, produktivere und innovativere Arbeitswelt, von denen Mitarbeitende, Führungskräfte und Unternehmen gleichermaßen profitieren.

Autorin: Martina Sonneck

Quelle:
https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-doppelt-fuhrt-besser-36055.htm#:~:text=nominiert,VonStefanScheytt; und https://www.swisslife.de/ueber-swiss-life/medienportal/news/2024/24-07-11-shared-leadership-weiss-sixt.html#:~:text=Seit2024schreibtSwissLife,sieSharedLeadershipseitvier;

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