Burnout-Gefahr rechtzeitig erkennen

Burnout kommt selten plötzlich – und doch überrascht es viele. Oft nicht nur das Umfeld, sondern auch die Betroffenen selbst. Denn Erschöpfung wächst schleichend: ein bisschen weniger Energie hier, ein bisschen mehr Gereiztheit dort – bis irgendwann nichts mehr geht.

Gerade HR kann dazu beitragen, diesen Punkt gar nicht erst zu erreichen. Wer früh hinschaut, kann unterstützen, bevor die Situation eskaliert.

Emotionale Intelligenz

1. Frühwarnsignale ernst nehmen

Die ersten Anzeichen sind oft unscheinbar: Konzentrationsprobleme, sinkende Motivation, sozialer Rückzug oder vermehrte Überstunden. Auch kleine Verhaltensänderungen – etwa das Auslassen von Pausen oder zunehmende Reizbarkeit – sind Hinweise auf Überforderung.
Spätestens wenn Produktivität und Kreativität nachlassen oder sich Krankmeldungen bei jemandem häufen, sollte man aufmerksam werden. Hier geht es nicht um Diagnosen, sondern um Empathie und Wahrnehmung.

2. Psychologische Sicherheit schaffen

Essentiell ist ein Umfeld, in dem über Belastung gesprochen werden darf. Psychologische Sicherheit heißt: Mitarbeitende müssen keine Angst haben, Schwäche zu zeigen.
HR kann hier den Rahmen gestalten – durch offene Kommunikation, Feedbackschulungen und eine Kultur, in der Fehler oder Erschöpfung nicht tabuisiert werden. Führungskräfte sind dabei Schlüsselfiguren: Sie prägen das Klima im Team.

3. Gesprächsanlässe schaffen

Kurze Stimmungsrunden oder „Energy Checks“ zu Beginn von regelmäßigen Meetings können erstaunlich viel bewirken. Solche Routinen machen mentale Gesundheit sichtbar und normalisieren den Austausch darüber. Wenn Führungskräfte selbst ehrlich über Belastung sprechen, senkt das Hemmschwellen und stärkt Vertrauen.

4. Führungskompetenz stärken

Burnout-Prävention ist Führungsaufgabe – und HR kann sie ermöglichen. Schulungen zu Stress- und Selbstmanagement, Gesprächsführung oder Resilienz helfen, Anzeichen früh zu erkennen und konstruktiv zu reagieren.
Nur wer achtsam mit der eigenen Energie umgeht, kann sein Team gesund führen. Auch Führungskräfte brauchen Raum, über Belastung zu sprechen – etwa in Coachings oder vertraulichen Austauschformaten.

5. Daten intelligent nutzen

Neben der Beobachtung spielt auch Analyse eine wichtige Rolle. Pulse Surveys, Fehlzeiten- oder Fluktuationsanalysen und 360°-Feedbacks liefern wertvolle Hinweise auf Belastungsmuster. Werden diese Daten regelmäßig ausgewertet und mit qualitativen Eindrücken kombiniert, entsteht ein effektives Frühwarnsystem, das HR gezielt für Prävention einsetzen kann.

6. Netzwerke für mentale Gesundheit schaffen

Bewährt hat sich auch ein Netz aus Mental Health Ambassadors – über verschiedene Abteilungen und Hierarchielevel hinweg. Sie können z.B. durch eine MHFA-Ausbildung (Mental Health First Aid) dazu ausgebildet werden und sind dann sichtbare Ansprechpersonen für Themen der mentalen Gesundheit.
Sie hören zu, verweisen weiter und senken die Hürde, über psychische Belastungen zu sprechen. So entsteht ein internes Netzwerk, das HR entlastet und eine Kultur echter Achtsamkeit stärkt.

“Fazit”

Burnout-Prävention gelingt, wenn Beobachtung, Kommunikation, Führung, Daten und Strukturen zusammenspielen. HR kann hier zum zentralen Treiber einer gesunden Unternehmenskultur werden – auch unabhängig vom Budget.

Autorin: Christina Voß

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